Die Farbe der Liebe - Eine Geschichte über die große Kraft kleiner Gesten
Der Valentinstag steht vor der Tür
und damit selbst gebastelte (oder gekaufte 😉) Karten mit Herzchen drauf, überfüllte Restaurants und jede Menge Blumenbestellungen.
Doch wahre Verbundenheit zeigt sich ja nicht nur an diesem einen Tag im Jahr, sondern immer wieder und oftmals ganz subtil in den kleinen Gesten des Alltags.
Und die müssen gar nicht teuer sein.
Kennst Du noch die alten Kaugummi-Automaten? Dort konnte man sich für ein bisschen Kleingeld einen Ring ziehen.
Und so ein Ring spielt in der folgenden Geschichte eine entscheidende Rolle.
Wenn du magst, lass dich inspirieren und lies weiter.
Die Farbe der Liebe
Ein junges Mädchen saß in der Eisdiele und betrachtete gedankenverloren den Ring, den sie vorhin aus einem Kaugummiautomaten gezogen hatte.
Er würde die Farbe je nach Stimmung wechseln, hatte auf dem beigefügten Zettel gestanden.
Momentan schimmerte er hellblau. Angeblich hieß das: Entspannt.
Das Mädchen blickte auf und sah die beiden Jungs an, die ihr gegenüber saßen. Der eine mit wuscheligem Lockenkopf, der andere mit langem glatten Zopf.
Beide hatten ihr eine Kugel Eis spendiert und beide mochte sie. Doch sie konnte sich nicht entscheiden, wen sie noch ein bisschen mehr mochte.
Daher legte sie ihre Hand auf den Tisch, sodass die Jungs den Ring aus dem Automaten sehen konnten.
Sie zwinkerte beiden zu und schloss die Finger um das Schmuckstück.
„Derjenige, der zuerst an meinen Ring kommt“, sagte sie: „Dem schenk ich einen Kuss. Jeder von euch hat dreißig Sekunden für seinen Versuch“.
Der Wuschelkopf lachte und rief: „Nichts leichter als das“, als wäre er im Märchen.
Er griff entschlossen nach der Faust des Mädchens und versuchte sogleich, die Finger auseinander zu drücken. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, denn er war ein bisschen grob dabei.
Um so mehr er drückte, umso stärker verkrampfte sich ihre Hand und ehe sich der Junge versah, waren die dreißig Sekunden schon vorbei.
Der Wuschelkopf lockerte seine Finger und schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
Das Mädchen öffnete ihre Hand, atmete kurz durch und besah sich die Farbe des Ringes: Schwarz. Das bedeutete laut Zettel ängstlich. Trotzdem lächelte sie tapfer.
„Darf ich jetzt?“, fragte der Junge mit dem Zopf.
Das Mädchen wandte sich ihm zu und nickte.
Als er ihre Hand berührte, zuckte sie leicht zusammen, da sie glaubte, auch er würde gleich grob werden, doch die Berührung war ganz sanft.
Der Junge sah ihr kurz in die Augen und fragte dann leise: „Würdest du die Hand für mich öffnen?“.
Dabei strich er behutsam über ihre Fingerknöchel.
Fast wie von selbst, öffnete sich da die Faust des Mädchens und gab den Ring frei.
Sie blickte überrascht auf ihre Hand und lächelte. Denn jetzt war der Ring dunkelblau gefärbt.
Das hieß verliebt.
Aber dafür hätte sie eigentlich gar keinen Zettel mehr gebraucht.
2024, Anna Voge
Nicht immer sind es die großen, teuren Geschenke, die die Welt verändern. Manchmal braucht es nur ein liebes Wort oder eine freundliche Geste, um die Hand und das Herz unseres Gegenübers (oder von uns selbst) wie von Zauberhand zu öffnen.
Alles Liebe
Anna